Flyer Werksbesichtigung 2016
4. Tagesausflug mit Werkbesichtigung der Firma Flyer nach Huttwil - ein Erfahrungsbericht von Wiederholungstäter Karl-Thomas Simon (3. Teilnahme) + zwei Videos + BNN-Fächer Artikel von Christina Zäpfel.
Mit typisch schweizerischer, vom Herzen kommender Freundlichkeit erklingt das „grüezi mitenand“ der drei fröhlich gestimmten Mitarbeiter des Pedelec-Herstellers Flyer, Biketec AG, als wir erwartungsvoll aus dem Reisebus nach stark 3-stündiger Sitzfleisch-Massage erleichtert herausperlten.

Klaus Kastner, dieses Mal nicht nur der Chef vom Radhaus, hat jetzt bereits zum 4. Mal diese wieder traumhafte Eventfahrt nach Huttwil organisiert, um die Entstehung der mittlerweile doch schon sehr bekannten „Flyer“-Bikes vor Ort zu zeigen.
Die Wiederholungstäter unter uns dokumentieren den Wert dieses ungemein informativen Ausflugs zu einem der Pioniere in Sachen E-Bike. Freilich ist unser Durchschnittsalter bedingt durch den Termin mitten in der Woche „leicht“ erhöht, was meinetwegen dem Warm-Duscher-Klischee der Senioren/innen-Liga-Elektrofahrrad-Nutzer zuträglich sein mag, aber zwei junge Mädels drückten das merklich herunter. Hier der mit 88 Jahren älteste Teilnehmer:
Der Altersdurchschnitt der Flyer Mitarbeiter beträgt übrigens 37,5 Jahre und lässt somit auf eine gesunde Mischung zwischen Elan und Erfahrung schließen.
Wie immer dann: ergötzlicher schweiz-gemachter Kaffee und das obligatorische „Gipfeli“ war der gelungene Einstieg in den Rundgang der Firma. Es durfte auf die flinken Finger der Montagemitarbeiter kritisch geschaut werden, ohne dass diese nervös wurden, und sie waren auch nicht hinter Glas. Gut, wir haben dabei ihre Arbeitswege höflicherweise nicht überschritten.
Die Führung der sehr hübschen (für uns ältere Herren), jungen Mitarbeiterin waren erfrischend informativ und tatsächlich auf Deutsch, nicht in Schwyzer-Dytsch, wofür sie sich ausdrücklich entschuldigte. Ihre Herkunft war natürlich für uns deutlich klar.

Sie erklärte die logischerweise noch relativ frische Geschichte (seit 2002), die technische Forschung und Entwicklung, den Arbeitsablauf bis hin zu den Tätigkeiten in den großzügigen Büros. Produktion und Administration halten sich ungefähr die Waage.
Die positive Energiebilanz des Betriebsgebäudes bedeutet dabei ein ganz wichtiges schlüssiges Element bei der inneren und äußeren Darstellung der Firma, die ja Umweltprodukte herstellt. Der irritierende gelbliche Farbton des Brauchwassers der Toiletten geht mittels Filterung des Regenwassers durch dementsprechende Mineralien auf den Dächern also in „Ordnung“.

Photovoltaik, Warmwasser-Gewinnung durch Wärmetausch aus der Luft oder aus tiefen Brunnen tun das übrige.
Nach diesem 30-fachem Aha-Erlebnis ging die Spannung langsam aber sicher dem Höhepunkt zu; für unsere Neulinge fühlbar erst recht, zumal sie sich bei der Besichtigung vermutlich schon die ersten inneren ängstlichen Fragen stellten. Respekteinflößend ist allein schon die Helmpflicht für die drohende Ausfahrt und dann noch die große Miethalle mit der riesigen Zahl an unterschiedlichen „Fahrmaschinen“ nach dem Motto: auf was habe ich mich eingelassen!
Die ausführliche Erklärung der Bedienelemente und die individuelle Einstellungen durch die Flyer- und Kastner-Profis beruhigten erst einmal, ...
... und die bereits geübten Teilnehmer kümmerten sich ebenfalls rührend besonders bei der Ausfahrt. Das ist Team-Geist!
Das erste Anfahren führte bei manchen zunächst zu wackeligen Situationen, aber der Mut (nicht der Verzweiflung) setzte sich immer stärker durch. Auch unser Busfahrer testete seine Grenzen, obwohl ich ihm erklärte, er könne die moderaten Drehzahlen seines Reisebusses von 1500 Touren locker auf die Trittfrequenz des Bikes übersetzen, worauf er zunächst ein eher ungläubiges Gesicht faltete.
Er war es dann auch, der bei einer ordentlichen Rampe (sehr hügelige Nagelfluh-Landschaft) zunächst Schwierigkeiten hatte [zu sehen im Video ab Minute 3:35, am Ende des Artikels], aber nach einer Korrektur der Bike-Geometrie auf seine Größe durch Klaus und Roger flog er buchstäblich des steilen Rest locker sitzend den Flyer hoch:
Klaus und Roger kratzen sich ungläubig den Kopf, der Busfahrer aber auch, nachdem er angewärmt, aber unverschwitzt oben ankam und überrascht zurücksah. So ging es Etlichen, die kopfschüttelnd diese gewaltige Erfahrung für sich gemacht hatten - „wenn ich des gwusst hät, ich hätts net glabt“. Biketec weiß freilich, wohin sie ihre potentiellen Kunden für ein ordentliches Erfolgserlebnis hinschickt.
Die Belohnung folgte auf dem Fuß: dort oben auf der Nyffenegg in 800m Höhe lebt nämlich das Landwirt-Ehepaar Andreas und Regula Schüpbach mit ihren 4 Kindern und etlichen Tieren (www.schüpbach-huttwil.ch).

Neben ihrem über 20 ha großen Betrieb stillen sie mit viel Herzblut den Hunger und den Durst nicht nur ausgelaugter Radlergruppen in einer uhrig ausgebauten Tenne „Burehofbeizli“.

Die köstlichen „Grilladen“, selbst gemachte Salate nebst eigenem Apfelsaft mit abschließendem Eisnachtisch und Obst füllten die verlorenen Kalorien und Mineralstoffe wieder auf. Original Emmentaler Käse und Bergkäse konnten, sauber einfoliert, zum Mitnehmen geordert werden.
Auf das glaubwürdige Versprechen, wiederzukommen folgte eine leichtere Übung, die dennoch volle Aufmerksamkeit erforderte, und die die hervorragend dosierbare Bremsleistung der Bikes aufzeigte: Das gute Essen zog uns wieder gut behelmt, entweder rasant, oder eher vorsichtig, der Schwerkraft folgend, kurvig nach unten.
Dort gab es überraschend ein kleines Wunder. Unsere Gruppe wurde geteilt. Die eine sollte noch eine kleinere aber schnellere Extrarunde anschließen, die andere Gruppe sollte in das Werk zurück, um andere Radkonzepte testen zu können. Bei den früheren Fahrten war das etwa immer die Hälfte.
Offensichtlich waren die Teilnehmer tatsächlich dieses mal jünger und frecher geworden (den Mädels wollen wir es jetzt zeigen), denn nur drei Radler und Roger fuhren ins Werk zurück. Eine halbe Stunde später dann toste ein großes Rauschen und Surren um die Ecke mit viel Emotion – sie waren alle wieder wohlbehalten da.

Nach dem Aus-checken der Rad´l (schweren Herzens) und mit wiederum typisch schweizerischer, vom Herzen kommender Freundlichkeit erklingendem „Uf Wiederluege“ seitens der Flyermannschaft ging es wieder in die dekadenten Bus-Sitze.

Von wegen müde: die Rückfahrt gestaltete sich nämlich großteils zum Fachsymposium und Erfahrungsaustausch mit Diskussionen über das e-Bike. Alle waren schließlich jetzt aus den Windeln heraus, und geregnet hat es auch nicht!
- Karl-Thomas Simon -
Der Tag in 6:45min
Die Pedelec-Touren in voller Länge
"Flitzen ohne zu Schwitzen" von Christina Zäpfel (BNN-FÄCHER)
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Flyer, eine Marke die begeistert!